Ach Freunde, mir ist gerade aufgefallen, dass ich es schon wieder geschafft habe einen Rekord aufzustellen. Sechs Monate ohne auch nur ein Schrieb, einen kurzen Statusbericht oder sonstiges Lebenszeichen. Es ist mal wieder an der Zeit die letzten Monate zu resümieren – man kann nämlich nicht sagen, dass wenig passiert wäre. Aber im Sinne der Chronologie fange ich mal dort an, wo ich aufgehört habe. In Irland – dem Land der unbegrenzten Unbegrenztheit.
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Vergeblich gesucht in Deutschland:
Geniale Straßenmusiker |
Nachdem all unser Besuch im grünen Lande endete, war es auch für uns an der Zeit unsere Zelte abzubrechen. Das hieß zunächst mal unser Apartment in alter deutscher Manier lupenrein an unseren geschätzten Landlord zu übergeben. Glücklicherweise fand er nicht die geheimen Verstecke in denen wir all den überflüssigen Müll verstauten. Aus der Nummer waren wir also schon mal raus – und wir waren auf einen Schlag mittellos. Das Einzige was uns jetzt noch blieb waren zwei Wochen Mittellosigkeit – mit dem Gedanken mit etwas über dreißig Kilo Gepäck, Zelt und Verpflegung die nächsten Tage zu überleben und als Vagabunden durch die Lande zu streifen. Zu diesem Unterfangen erwartet euch noch ein ganzes Video-Tagebuch meinerseits, in dem ich all das Leid und das Glück, das ich erfuhr komprimiert zusammenstelle. Ich will nichts vorweg nehmen – aber so eine Reise bricht in einem Menschen die tiefsten Abgründe auf – negativer als auch positiver Natur versteht sich.
Irgendwie schafften wir es dann doch noch rechtzeitig an den Flughafen – mit der Hilfe einiger netter Menschen und Freunde, aber auch einer gehörigen Portion Durchhaltevermögen. Am 20. Juni 2014 kam er – der historische Moment der Rückkehr. Am Flughafen von Frankfurt erwartete uns erst einmal das herzlichste Begrüßungskomitee, das man sich vorstellen konnte. Die Tatsache, dass Lyoner, Weck und Ur-Pils schon bereit standen machte die Rückkehr perfekt. Ich war wieder zurück – im geliebten Deutschland. Es war einer der Momente, in dem ich eine dieser Lebensweisheiten verstand, die ich mal als kleiner Junge aufschnappte – „Lass dir die Fremde zur Heimat, aber niemals die Heimat zur Fremde werden.“
Zurück in der Heimat
Ich war wieder daheim. Mein Kühlschrank war wieder voller Magie, und füllte sich wieder von selbst. Der Briefkasten enthielt keine Rechnungen mehr die ich zahlen musste. Ich schlief wieder in einem äußerst bequemen Bett, und hatte zwei Zimmer. Ich lebte all den selbstverständlichen Luxus, der die letzten zwei Wochen in der Wildnis so weit weg schienen. Und es war wieder an der Zeit sich an die Zivilisation, und vor allem wieder an die deutsche Gesellschaft zu gewöhnen. Bei all den Dingen, die einem da in den Schoss fielen, verfiel man nur allzu leicht in die Post-Irische Lethargie, wie ich sie nun mal nennen will.
Glücklicherweise hatte ich dieser Lethargie schon vor meiner Rückkehr ein Ende gesetzt, indem ich mich für ein Studium der Geschichte und Journalistik in Gießen einschrieb. Die Monate dazwischen waren dann wohl so etwas wie die Auszeit von der Auszeit. Glücklicherweise wusste ich diese allerdings mit ausreichend Leben zu füllen. Der erste Abend diente da schon mal der Feier meiner Rückkehr in örtlicher Lokalität, mit ein paar gerstenhaltigen Getränken. Es folgten weitere Unternehmungen dieser Art, meine Freunde empfingen mich herzlich, nun da ich wieder in der Heimat war. Man fühlte sich manchmal sogar so, als ob man resozialisiert werden musste, um den deutschen Tugenden wieder gerecht zu werden. Alles in allem war ich jedoch wieder froh einfach nur daheim zu sein.
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Die nerdigen Ströme Kölns auf der GC2014 |
Doch bis zum Oktober waren es noch ein paar Monate, in denen man sich ja noch ein wenig was ansehen konnte. Also fuhr ich mit ein paar Kumpanen nach Köln zur Gamescom. Kann man sich mal anschauen – so war der allgemeine Konsens. Der kleine Trip hielt was er versprach – riesige Messehallen, noch riesigere Menschenmassen und jede Menge Unterhaltungselektronik. Von Arbeitsspeicher bis Zelda konnte man dort alles finden. Und auch Köln hatte durchaus schöne Seiten – und so endeten wir am letzten Abend im Brauhaus, von der Tasche überrascht, dass man ohne Aufforderung jedes Mal sein Glas Kölsch nachgefüllt bekommt, in der Hoffnung, das der Refill gratis ist. Dass dieser Wunsch sich leider nicht erfüllte, kann dann wohl als mein einziger Kritikpunkt gelten, und vielleicht die Tatsache, dass bei unserem Gastgeber ein Küchenschrank das zeitliche segnete und sich der Schwerkraft hingab.
Auch ein auf drei Tage ausgelegter Regionaltrip stand auf dem Plan – und so erkundete ich gemeinsam mit zwei Kumpanen die Gefilde von Luxemburg, Perl und Trier. Ich war auf den Spuren der Römer, sah recht nette Kasematten und durfte mich diverse Male mit lokalen Köstlichkeiten vollstopfen. Auch ein kleines Überraschungskonzert eines englischen Blasorchesters mitten in Luxemburg war für uns eingerichtet worden, und ein kleiner Abstecher zu Saarschleife dufte auch nicht fehlen.
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Nie wieder zelten. |
Dann kam ein kleiner Ausflug nach Losheim – inklusiver all der Menschen, die ich monatelang nicht sah. Der Nachteil war allerdings, dass das Ganze mit Camping und Zelten verbunden war. In mir stieg ein tiefes Trauma auf, das mich an meine Erfahrungen in der tiefen irischen Wildnis erinnerte. Verstärkt wurde das von dem später aufziehenden Regen und der unsäglichen Kälte, die nur mit gewissen Mitteln, wie beispielsweise Kartoffelsaft und Lagerfeuer bekämpft wurden konnte. Glücklicherweise verfügten wir auch über Elektrizität und Duschen, aber dennoch einigten wir uns am Ende darauf nie wieder Zelten zu gehen. Wir merken schließlich, dass wir nicht mehr die jüngsten sind.
Die Zeit, die mir zur freien Verfügung stand neigte sich langsam dem Ende, und doch verschlug es
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Schottische Traumstrände auf Mull |
mich wieder auf eine Insel. Diesmal
war es allerdings Schottland und das auch nur für eine Woche. Im Gegensatz zu Irland war diese Reise auch mal durchorganisiert. Wir starteten in Edinburgh, fuhren durchs Land, lebten auf einer noch kleineren Insel namens Mull, von der wir uns für einen Tag auf eine wiederum kleinere Insel namens Iona begaben, und uns letztlich wieder zurück aufs Festland gesellten. Ich sah eine Reihe von Schlössern, Festungen, Pubs und recht netten Landschaften. Auch dazu wird es an späterer Stelle noch einen detaillierten Bericht mit Fotostrecke geben.
Zwei drei Wochen vor meinen Studium kam ich dann auf die glorreiche Idee mich mal auf die Wohnungssuche zu machen. Glücklicherweise war ich da nicht allein, wie sich herausstellte. Die Wohnungssuche macht ja mit mehr Mitbewerben gleich umso mehr Spaß – und das Alles wird gleich umso spannender. Eine Woche vor meiner Einführungswoche trat dann durch all die glücklichen Fügungen des Universums noch der Fall ein, der mir eine Unterkunft versprach. Ein Stein weniger im Weg zu meinem nahenden Studium.
Alles auf Anfang
Ich war kaum zurück im wunderschönen Saarland, schon musste ich mich wieder von ihm trennen. Abermals fiel es mir alles andere als leicht wieder alles, was ich die letzten Wochen wieder so lieb gewonnen hatte, zurückzulassen. Ich stand wieder vor dem Sprung in ein neues Leben, und diesmal stand ich ganz allein vor dieser Herausforderung. Es gab keinen Mitreisenden, keinen Menschen, den ich schon vorher kannte. Meine neue Destination Gießen ließ mich im Ungewissen. Die Stadt schien auf den ersten Blick klein, und doch so unpersönlich.
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Meine neue Heimat:
Das Philosophikum I |
Vor der Einführungswoche schwirrten durch meinen Kopf zahnlose Gedanken, die sich nur schwer ordnen ließen. Als ich am Sonntagabend vor meinem ersten Tag an der Uni einen Fuß in meine neue Wohnung setzte war alles noch neu, kalt und ungemütlich. Ich hatte nichts außer einer kaputten Luftmatratze und einem Balkontisch. Der Kühlschrank war noch gefüllt von meinem letzten Besuch. Und mit den schwindenden Stunden Schlaf häuften sich Hoffnungen und Sorgen gleichermaßen.
Ich ließ den nächsten Morgen einfach alles auf mich zukommen. Trank genüsslich meinen morgendlichen Kaffee, und machte mich auf den Weg zum ersten Tag der Einführungswoche. Im Audimax führte man dann alle möglichen Studenten kurz ein, und man sollte in kleine Gruppe eingeteilt werde, die dann von ihrem Mentoren betreut wurden. Hier stellten sich schon wieder zukunftsweisende Entscheidungen – alleine die Entscheidung für welche Gruppe man sich einträgt und auf welcher Liste man seinen Namen hinterlässt, war eine davon.
Eine weitere glückliche Fügung des Universums bescherte mir allerdings eine hervorragende Gruppe, mit einem vorzüglichen Mentor. Nachdem ich in den ersten Stunde ein wenig die Dinge einschätzte, fand man doch recht schnell Anschluss. Schließlich saßen viele mit mir in einem Boot, es gab durchaus einige Leidensgenossen, die sich in der ähnlichen Situation befanden. Bei den gemeinsamen abendlichen Unternehmungen entstand dann ein Interessenverband, der die gemeinsame Freude an Ethanol in all seinen Formen fand.
Dann fingen schon die ersten Lehrveranstaltungen an. Daran musste man sich auch erst mal gewöhnen. Doch ich war mal seit langer Zeit wieder gefordert, und musste was arbeiten. Und gleichzeitig dabei lernen. Ich lernte am Anfang vor allem was ich noch nicht konnte und kannte, und sah was noch alles auf mich zukommen wird. Am Anfang konnte es schnell mal dazu kommen, dass man sich von all der Masse erschlagen fühlt. Nach zwei Monaten hat man sich allerdings ein wenig eingelebt – unitechnisch gesehen. Man gewöhnt sich an den Vortragsstil von Dozenten, optimiert sein Organisations- und Notizensystem, und versucht möglichst intensiv und effektiv zu arbeiten – denn das ist wichtig für den nächsten Punkt – das Sozialleben.
Man könnte sagen, dass das soziale Umfeld während des Studiums mindestens genauso wichtig ist,
wie das Studium selbst. Wer nichts mit den Menschen um einen herum anfangen kann, der wird auch kein Studium abschließen können. Wer nicht auch mal Menschen kennenlernt, der wird wohl letztlich an Einsamkeit und Demotivation scheitern. So würde ich es jedenfalls von mir behaupten. Wie schon angedeutet fand ich aber Menschen, mit denen man durchaus was anfangen konnte. Die letzten zwei Monate waren also vor allem daran angelegt hier Fuß zu fassen, so etwas wie Freundschaften zu schließen. Und ich muss auch ehrlich sagen, dass ich hier den einen oder anderen Menschen äußerst lieb gewonnen habe und nicht missen möchte.
Das Neue ist eben immer das aufregende wenn man in einen neuen Lebensabschnitt springt, weil es
eben neu ist. So sehr man auch seine Heimat mag, so ist es doch nicht falsch zu sagen, dass man sich hier wohlfühlt. Auch ich vermisse meine Heimat ab und an, auch wenn man sich das bei mir schwierig vorstellen kann – ich gelte schließlich nicht gerade als Erfinder der Sesshaftigkeit. Und wir wissen doch alle, dass es nicht schöneres gibt, wenn es einen Ort auf dieser Erde gibt, an den man immer wieder zurück kann, und sich jedes Mal auf seine Rückkehr dorthin freut.
An dieser Stelle gilt es auch einfach mal zu danken, gerade den Menschen, die ich hier kennenlernen durfte, für all die gemeinsamen Abende, die Unternehmungen, die oberflächlichen und die tiefgründigen Unterhaltungen. Aber natürlich auch all denen, die sich immer wieder freuen wenn ich zurückkomme, und die immer ein Kreuz in ihrem Terminkalender machen, wenn ich mal wieder potenziell vor ihrer Tür stehen könnte.
Schließlich hab ich es hier in Gießen recht gemütlich, habe diverse Ikea-Möbel, eine Matratze, die ich nicht alle drei Stunden aufblasen muss, daraus resultierend auch keine Rückenschmerzen mehr und natürlich bleibt mir eine gehörige Portion an Motivation mein Potenzial hier zu nutzen, meine Fähigkeiten zu schärfen, und mein Etappenziel in den nächsten drei Jahren erfolgreich zu beenden.
Ausblick
Abschließend noch ein kleiner Ausblick auf meine weitere Taten und ein paar Verweise auf mein zukünftiges Wirken. Neben meinen eigenen kleinen Projekten wie dem Irland-Tagebuch und diversen Reiseberichten, bin ich nun auch ein wenig in der Redaktion des hiesigen Uni-Magazins als Schreiberling tätig. Außerdem habe ich mir vorgenommen meine Internetpräsenzen ein wenig zu überarbeiten, das ein oder andere neue Fotoprojekt anzugehen, und meine Fotostube wieder im Glanze neuer und alter Bilder erblühen zu lassen. Ach – und nebenbei wende ich mich eventuell auch mal meinem Studium zu.
Pünktlich zum Jahresende gibt’s dann nochmal einen Jahresbabschlussbericht, der ein alles in allem sehr bewegtes und ereignisreiches Jahr 2014 zusammenfassen wird. Der wird dann auch nicht mehr ganz so ernst und selbstreflexiv wie dieser Vorjahresrückblick. Versprochen.
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