Eine Rohberichterstattung von Crowdspondent mit „Was ist eigentlich los mit Deutschland?“ – ein gutes und wichtiges Format für all diejenigen, die denken, dass sie nicht gehört werden. Es ist quasi ein „Clash of World Views“ mitten in Berlin auf einer „Merkel muss Weg“-Demo.
Die einen gehen aufeinander los und müssen mit Barrieren voneinander getrennt werden, die anderen nutzen die Gelegenheit um ihren Standpunkt zu äußern – ganz unkommentiert. Sorgen werden mit Plattitüden vermischt – sodass schnell ein unanfechtbares Weltbild generiert und verteidigt wird.
Vor allem die Angst vor dem Islam ist signifikant, und auch nicht ganz unberechtigt. Doch abermals werden die Ängste übersteigert. Und so fürchte man den Genozid am Deutschen Volk, die Einführung der Scharia und den Zwang zu Konvertierung. Diese Angst führt das Weltbild ad absurdum. Und so werden die Probleme, die der Islam tatsächlich kulturell und gesellschaftlich mit sich bringt, vernachlässigt und wieder in den Teufelskreis des neuen Feindbildes eingespeist, wenn es am Schluss heißt: „Niemand nimmt uns Ernst.“ Die Fronten bleiben verhärtet, geschürte Angst verhindert konstruktive Lösungen von Problemen und führt zur radikalen Auslegung des eigenen Weltbildes. Man bleibt lieber bei Konfrontation statt Dialog. Man ruft lieber „Merkel muss weg“, statt „Merkel komm her und hör mir zu“.
Und ein Blick ins Internet reicht, um sich bestätigt zu fühlen. Und da braucht es nicht einmal Verschwörungstheorien: Anschläge in Europa, Anwendung von Scharia-Recht an deutschen Gerichten. Solche Ereignisse stehen schnell als pars pro totum – für die Islamisierung Deutschlands. Hinzu kommen Äußerungen eines ausländischen Staatspräsidenten wie Erdogan, der die „europäische Kultur mit der türkischen impfen“ will. So etwas ist besorgniserregend. Doch tun wir gut daran Radikalität mit Radikalität zu bekämpfen, die soweit führt, dass sich die Leute auf der Straße wieder anfeinden und schlagen? Die Demokratie verliert, wenn man aufhört miteinander zu reden. Europa verliert, wenn man sich abgrenzt statt den gemeinsamen Nenner zu suchen. Doch Kompromisse sind unbeliebt. Aber die Probleme sind da und wollen gelöst werden.
Was wir aber auch verstehen müssen ist, dass es Toleranz nicht auszunutzen, sondern zu nutzen gilt. Dass Religion als moralischer Kompass dienen sollte, statt als Substitutionsgut für Vernunft, und dass eine heilige Schrift, egal welcher Art, kein Manifest für fundamentalistischen Fanatismus darstellt. „Sozialtourismus„, Denunziation durch ausländische Relgionsbehörden, und Desintegration durch das Heraufbeschwören von Parallelgesellschaften gehören nicht in eine offene Gesellschaft.
Dennoch: dieser Video-Beitrag hilft hoffentlich den Befragten wieder ein gesünderes Verhältnis mit den Medien zu pflegen. Filterblasen sind Gift und führen zu verzerrten Weltbildern. Sicht breit zu informieren sollte unser aller Kredo sein: denn man steuert öffentliche Meinungen und Diskurse nicht nur mit dem über was man berichtet, sondern auch mit dem über was man nicht berichtet. Wir sollten uns genauso wenig auf die Tagesschau verlassen, wie auf Russia Today, Compact und Junge Freiheit. Wir sollten kritisch sein, aber nicht borniert. Wir sollten Fragen stellen, um Lösungen zu finden. Und wir sollten allen offen sein, statt uns allen zu verschließen.
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