Lang ist es her, dass ich recht diffuse Gedanken einfach mal verschriftlicht habe, aber Dinge wie der eigene Geburtstag oder irgendwelche Daten, die einem etwas was bedeuten sollen, stoßen doch immer wieder dazu an all das was man so macht und machen will zu reflektieren. Ich bin immerhin schon 22 Jahre auf diesem Erdball unterwegs. Da wird es doch mal Zeit sich mit den grundlegenden Grundlagen zu beschäftigen. Und im besten Falle findet man dann gerade so die Lösung auf alle Antworten.
Ich weiß immer noch nicht so recht was ich von unserer Welt halten soll. Während ich auf meiner Couch sitze, meinen Wohlstandsbauch pflege und gerade von einer Dokumentation über den Amur auf Arte fasziniert bin, schalte ich zwei Programme weiter und sehe wie sich Leute wegen irgendwelchen stumpfen Denkmustern die Köpfe einschlagen. Ich verzweifle immer wieder ein Stück mehr, wenn ich auf Instagram-Profile von irgendwelchen Selbstdarstellungsnarzissten stoße, und selbst bei eigentlich doch wichtigeren Themen auf kein Echo stoße.
Ich studiere nun seit fast drei Jahren und ich weiß weniger als vorher. Ich schiebe alles was ich machen muss so weit nach hinten, dass es immer gerade noch so funktioniert. Ich habe alle Möglichkeiten der Welt, aber ich nutze nur einen Bruchteil davon. Ich fotografiere seit ein paar Jahren, aber ich bin mit kaum einem Foto zufrieden. Und dann sehe ich im nächsten Moment eine Selfie-Meute, die nur darauf wartet ihre alternative Lebenswelt mit Bildern zu fluten, die sie dann auf allen Social-Media Kanälen propagieren. Als ich vor ein paar Tagen auf der Pro-Europa-Demo eine ältere Dame traf, sie fotografierte und dann fragte, ob ich denn ihr Foto zeigen sollte, antwortete sie nur: „Es geht hier ja nicht um mich, sondern um die Sache, es ist da doch egal wie ich aussehe!“.
Solche Worte geben einem dann doch noch Hoffnung. Vor allem in alltäglichen Momenten, wenn man fragt, ob man sich an einen Tisch im Café dazugesellen darf und angeschaut wird, als käme man vom Merkur eingeflogen. Oder wenn man auf Rudel von Jugendlichen trifft, die sich mit dem Verfall ihres eignen Wortschatzes brüsten. In diesen Momenten braucht man ein Bild des Amurs im Hinterkopf. Da ist man sich nicht so sicher ob die Welt jetzt schlecht ist oder nicht. Aber die Lebenserfahrung wird’s am Schluss schon zeigen.
Am Ende kann man sich alles schlecht und schönreden. Am Ende verzerrt man seine Erinnerung ohnehin so sehr, dass sie einem passen – oder auch nicht. Suffgeschichten werden zu Heldentaten erhoben, Arbeit wird als notwendiges Übel gesehen um die Heldentaten zu finanzieren. Oder eben umgekehrt. Der moralische Zeigefinger wird ohnehin viel zu inflationär verwendet. Heute verteufelt man die Industrie dafür, dass sie so böse sei, wobei man mal schnell vergisst, dass wir einen der höchsten Lebenstandards genießen, den es jemals gab. Und das hängt wahrlich wohl nicht damit zusammen, dass wir unsere Kleider immer noch von Hand nähen.
Die Welt ist und bleibt ungerecht. Das sagt man so. Aber was ist schon gerecht? Gut, diese Frage lässt sich wohl über jeglichen abstrakten Gedanken spannen. Da kann man auch gleich fragen, was ist schon Wahrheit, Liebe, Freiheit, etc. Die Liste ließe sich ins unermessliche fortführen, die Antworten bleiben so unterschiedlich wie es Menschen gibt. Womit man bei einem weiteren Grundproblem angelangt ist: Unbelehrbarkeit, die in Meinungsextremismus mündet, in dem sich die Betroffenen mit keinem Mittel überzeugen lassen. Die trotz der sinnvollsten Argumentation recht behalten wollen – sei es aus Stolz oder aus purer Arroganz. Was macht man mit solchen Menschen, die sich selbst nicht mehr hinterfragen können?
Was ich jetzt von der Welt halte weiß ich immer noch nicht so genau. Ich kenne sie ja auch gar nicht so gut – sind ja erst 22 Jahre. Also eigentlich nur ein kleiner Wimpernschlag, den ich mal nutzen konnte um zu spicken. Aber eigentlich kann ich mich nicht beklagen. Ich werde nicht im Schützengraben groß, weiß nicht wie ein Bunker von innen aussieht, und kann mir im Lidl um die Ecke zwanzig verschiedene Käsesorten kaufen. Aber irgendwas kann man immer besser machen und verändern. Das rede ich mir einfach mal ein. Nach den nächsten 22 Jahren wird dann Bilanz gezogen. Mit etwas mehr von dieser sogenannten „Lebenserfahrung“.