Donald würde schon eines früh beigebracht: sei ein Gewinner, egal wie du es verkaufst. Und so etablierte sich Trump als die illusorische Figur, die es bis in das höchste Amt Amerikas schaffte – als verlierender Gewinner. Er ist ein Krieger der Modernen Zeit, der so laut ruft, dass es allen anderen die Sprache verschlägt. Und sollte doch einmal eine Stimme durch die trump’schen Schlachtrufe hindurchdrängen, so wird alles daran gesetzt sie verstummen zu lassen.
Die Wahrheit spielt in Trumps Kosmos keine Rolle, denn er erschafft sich seinen eigenen Wahrheitsbegriff. Er muss sich nicht moralisch überlegen fühlen, denn Moral ist etwas für Verlierer. Etwas was die Menschen bremst erfolgreich zu sein. Auch die Vergangenheit beweist wie sehr Donald sich um andere Menschen schert: nämlich gar nicht. Denn letztlich geht es ihm nur um einen: sich selbst. Und trotzdem – um die Person Trumps entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten ein Personenkult. Ein Kult der die Menschen packt, die sich von einfachen Worten und Gesten verführen lassen. Die nicht mehr hinter die Kulissen blicken wollen, weil sie so von der Fassade überzeugt worden sind. Für die ein Gebäude wie der Trump Tower aussieht wie ein Denkmal des Erfolges, ohne zu wissen, dass sein Erbauer mehr finanzielle Turbulenzen als ein Airbus im größten Gewitter erlebt hat.
Manch einer schreibt, dass er den Staat nun wie ein Privatunternehmer führe, und dass man so kein Land führen könne. Es wäre allerdings angebracht, dass sich ein Staat in manchen Angelegenheiten wie ein Privatunternehmer verhält: angefangen von wirtschaftlichen Aspekten wie dem Bau öffentlicher Einrichtungen bis hin zu bildungspolitischen Entscheidungen, in der Modellversuche Millionen fressen um einem internationalen Index zu entsprechen. Doch das Problem liegt darin, dass Trump vor allem eines nicht ist: ein erfolgreicher Privatunternehmer. Er ist viel mehr eine Person des öffentlichen Lebens. Jemand der das Rampenlicht genießt und nach einer immer größeren Bühne strebt. Und nun sitzt er im Oval Office, der wohl größten Bühne der Welt.
Trump wurde vor allem durch seine Reality-Fernsehshow „The Apprentice“ berühmt, in der er einen Praktikanten für sein Unternehmen suchte. Der Gewinner erhielt einen zwölfmonatigen Vertrag bei der Trump Corporation, der mit 250.000$ vergütet wurde. Amerika hat sich nun seine eigene Reality-Show geschaffen, mit Donald Trump als Praktikanten. Doch dessen Vertrag bindet ihn für 48 Monate, und genießt einen recht starken Kündigungsschutz.
Natürlich wäre es anmaßend aus der Ferne eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren, doch das Verhalten ist symptomatisch. Vielleicht ist Trump auch genau das was Amerika braucht – die Probe aufs Exempel, die das Washingtoner Establishment übergeht und das Prinzip der Checks und Balances auf Äußerste reizt. Jemand dessen Weltbild so zweifarbig ist, dass es den Menschen wieder ihre Fähigkeit zur Kritik und ihre Fähigkeit zur Bekämpfung der politischen und gesellschaftlichen Lethargie ins Bewusstsein ruft. Doch man muss sich davor hüten ganze Gruppen ins Abseits zu stellen, blindlings einer Anti-Propaganda unter liberal-progressiven Deckmantel zu folgen, und ohne Lösungsansätze Parolen nachzuschreien.
Doch letztlich ist es der Kampf der amerikanischen Bevölkerung um ihr Selbstverständnis und ihre Selbstwahrnehmung. Es ist nicht die Aufgabe Europas einen gewählten Präsidenten zu verurteilen oder ihn für seine Beschlüsse und Entscheidungen zu rügen. Zumindest nicht so lange die Gewaltenteilung besteht und das Volk samt seiner Verfassung von einem Gericht repräsentiert wird, und in deren Sinne auch gehandelt wird. Trumps Selbstdarstellung findet zwar auf dem Rücken der Demokratie statt, aber es zeichnet sich ein nie da gewesenes Schauspiel ab, das entweder einen autokratisch angehauchten Staat als Resultat nach sich zieht oder die Demokratie umso mehr erstarken lässt. Am Ende wird sich herausstellen ob sich das neue Kredo „Can’t stump the Trump“ bewahrheitet, oder ob Amerika samt der Washingtoner Elite den Weckruf wahrnimmt.
Zu Ende sei auch ein kleiner Blick auf Europa gestattet, denn auch bei uns muss sich die Diskussionskultur ändern: man muss endlich aufhören Debatten über die Debatte zu führen. Man muss Probleme auch wieder benennen und kritischen Stimmen zuhören um konstruktive Lösungen zu erarbeiten. Man muss die Menschen nicht nur von seiner eigenen Position zu überzeugen versuchen, sondern vor allem zum eigenen kritischen Denken animieren. Und man darf vor allem begangene Fehltritte nicht unkorrigiert oder gar ungeachtet lassen, indem man sie als die einzig richtig Entscheidung ohne Alternative verkauft – denn dann ist man einem Trump näher, als man es wahrhaben will.
(Titelbild CC-BY-SA Donkey Hotey)