Every Breath You take – I’ll be watching you

Man könnte gar meinen, The Police war mit ihrem Hit ihrer Zeit um einiges vorraus. Und auch der Bandname passt irgendwie in das gesamtironische Konzept. Aber natürlich auch zur Situation in der wir uns heute befinden. NSA, BND, CIA – alles mysteriöse Akronyme innerhalb eines Konglomerates, das George Orwells feuchter Traum gewesen wäre. Aber lassen wir uns doch mal auf eine Reise mit Sting ein, dem Nostradamus der damaligen Zeit, der all das schon kommen sah und in seinem Song verarbeitete. 

Auf Schritt und Tritt dabei

Every breath you take
Every move you make
Every bond you break
Every step you take
I’ll be watching you

Die Möglichkeiten der Geheimdienste scheinen schier unendlich. Und man kann tatsächlich jeglichen Schritt eines Menschen verfolgen – vorrausgesetzt er hat ein Handy. So geschah es beispielsweise auch 2009 beim Grünen-Abgeordneten Malte Spitz, der sich seine Daten bei der Telekom einklagte. Zusammen mit den Investigativ-Team von Zeit Online hat man sich dann die Mühe gemacht ein vollständiges Bewegungsprofil anzulegen und in einer interaktiven Grafik darzustellen. So kann man ihm auf Schritt und Tritt folgen, und auch seine Anrufe und Nachrichten innerhalb dieser Zeit einsehen. 

Wenn weinende Engel jedes Wort mithören

Every single day
Every word you say
Every game you play
Every night you stay
I’ll be watching you

Als wäre es nicht schon genug zu wissen, wo jemand sich aufhält und mit wem er verkehrt, will nicht nur The Police wissen was man so sagt, sondern auch die CIA. Zu diesem Zwecke wurde „Weeping Angel“ (zu deutsch „Weinender Engel“) entwickelt. Und dieses nette Programm, dass man zusammen mit dem britischen MI5 entwickelte, erlaubt es das ein oder andere elektronische Gerät in stille Zuhörer umfunktionieren zu können. Die Fernseher und Handys sind mittlerweile eben so smart, das sie nicht mehr nur Selbstgespräche führen wollen.

Vorsorglich noch ein paar Augen mehr

Oh can’t you see
You belong to me
My poor heart aches
With every step you take

Man könnte die Einrichtung einer flächendeckenden Videoüberwachung auch einfach mit den Worten von Peter Klien rechtfertigen: „Sicherheit wird hier großgeschrieben, denn es ist ein Substantiv.“ Denn es scheint in den Parlamenten mittlerweile Volkssport zu sein, immer mehr für die allgegenwärtige Überwachung der Bürger einzustehen. Das Leben derjeniger, die sie gewählt haben wird mehr und mehr zu einer Truman-Show für all jene, die gewählt worden sind. Aber auch der gemeine Mann an sich schützt sich heute mit der Kamera an seinem Haus – denkt er zumindest. Und irgendwie gehört man dann selbst ganz schnell zum Datensatz jener, die uns beobachten. Auch das wusste The Police – die Hellseher der 80er.

Wofür ist Überwachung eigentlich gut?

Since you’ve gone I been lost without a trace
I dream at night I can only see your face
I look around but it’s you I can’t replace
I feel so cold and I long for your embrace
I keep crying baby, baby, please

Natürlich ist das bis jetzt gezeichnete Bild etwas eingängig – die Bösen da oben gegen die Armen da unten. Natürlich ist Sicherheit in Zeiten von Terrorismus und Zuwanderung ein wichtiges Thema. Und natürlich haben Behörden durchaus ihre Berechtigung. Doch das alte Dilemma bleibt: Wo fängt Sicherheit an und wo hört Freiheit auf? Rechtfertigt potentiell verhinderte Kriminalität die Beschneidung elementarer Grundrechte?

Die Fragen kann man auf verschiedene Weisen beantworten. Und man sieht auch, was geschieht, wenn Behörden es nicht so genau nehmen mit der Überwachung, blickt man auf den Anschlag in Berlin zurück. Es gibt einen großen medialen Aufschrei, man hat die Spuren aus dem Auge verloren und falsch gedeutet. Und dann sind sie wieder da – wenn auch nur Kurz: die Forderungen zu mehr Sicherheit, mehr Überwachung. Und während alle danach schreien vergisst man selbst was man damit alles aufs Spiel setzt. Es grenzt an einen gewissen blinden Eifer, an einen Aktionismus, wenn man denkt, dass man mit flächendeckender Überwachung auch flächendeckende Sicherheit gewinnt. Denn so treibt sich die Spirale der Überwachung immer weiter in die Höhe – bis man über den letzten Menschen sagen kann: „I’ll be watching you.“

(Titelbild: CC-BY-SA oogiboig

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